Gigong

Qi - Lebensenergie • Gong - Arbeit

Das ursprüngliche Qi Gong ist eine sehr alte chinesische Bewegungs- und Heilkunst. Es gilt in China als eines der vier grossen Teilgebiete der Medizin (TCM) und hat eine mehr als dreitausendjährige Geschichte. Im Grunde besteht Qi Gong aus einer Reihe von einfachen Körperstellungen oder Körperbewegungen, die mit den Prinzipien Körperausrichtung, Lenkung der Vorstellung und die bewusste Atmung, den Körper harmonisieren und damit einen energiereichen und gesunden Zustand herbeiführen.

Qi Gong kann in jedem Alter gelernt und geübt werden. Das regelmäßige Praktizieren der harmonisierenden, inneren und äußeren Bewegungsabläufe steigert die Körperwahrnehmung, kräftigt die Muskulatur, stärkt die Wirbelsäule und verhilft auch zu einer positiven Veränderung der Persönlichkeit.

Tai Chi

Snakestyle

Unter den drei Varianten des Yang Familien Tai Chi Chuan (Kranich/Tiger/Schlange) zeichnet sich der Schlangenstil ( Snakestyle ) durch seine besondere Anwendungsbezogenheit aus. Großmeister Yang Sau Chung erlernte dieses System von seinem Vater Yang Chen Fu und gab es seinerseits wiederum an seinen Nachfolger und ersten Meisterschüler Ip Tai Tak weiter. Meister Ip gab dieses System seinerseits an seinen Meisterschüler Robert Boyd weiter. Vor seinem Tod gab Meister Ip Bob Boyd die Erlaubnis, dieses System vorurteilslos an all jene weiterzugeben, welche ein tieferes Verständnis bezüglich der Anwendungs- und Kampfaspekte des Yang Tai Chi erlangen wollen. Der Schlangenstil benötigt (und entwickelt) eine beträchtliche Beweglichkeit und Flexibilität der Wirbelsäule, Hüfte/Taille, der Rippenknorpel sowie der innen liegenden Muskulatur des Bauchraums, des oberen Brustkorbes und des Rückens. Die sich windenden Bewegungen des Schlangenstils bewegen und verlagern den Körperschwerpunkt durch die Benutzung der tief innen liegenden Muskelgruppen. Mithilfe dieser inneren Muskulatur kann der Fuß zum Ende einer jeden Bewegung stabil verwurzeln und über die Wirbelsäule werden kraftvolle Energieimpulse (chin. Jin) auf die Hände übertragen. Mit der Zeit entsteht dadurch das so genannte "Eisen in Baumwolle" Phänomen, welches den Armen und Händen Schnelligkeit, Power und Feingefühl verleiht. Der Schlangenstil besteht aus folgenden Komponenten:

  1. Snake Style - Tai Chi Chuan (alte Faustform)
  2. Snake Style - Cheung Chuan (Schnelle Faustform)
  3. Zhang Zhuang Qi Gong (Pfahlstehen)
  4. Push Hands (schiebende Hände/Anwendung)
  5. Säbelform
  6. Schwertform
  7. Speerform

Die Feinheiten des Schlangenstils sind vom ungeübten Betrachter nur schwer zu erkennen. Die Hand-/Armpositionen sind weniger herausgestreckt als im Tigerstil, und verschiedene Handhaltungen und -techniken werden in stärkeren Winkeln ausgeführt als der eher gradlinige Tigerstil. Weiterhin wird im Schlangenstil das Gewicht jeweils zu 100% auf das Standbein verlagert, und klar zwischen vollem und leerem Bein in allen Positionen unterschieden. Der Schlangenstil bietet dem Übenden die Möglichkeit beträchtliche kämpferische Fertigkeiten zu entwickeln. Die Umsetzung und Anwendung der flexiblen Kraftentfaltung beim Üben des Schlangenstils, welche die Beweglichkeit der Wirbelsäule und tiefen Muskelschichten beinhaltet, macht diesen Stil außerdem zu einer tief wirkenden Übung und Grundlage für ein gesundes und langes Leben.

Snakestyle - Fakten und Irrtümer

Die Knie, die Standhöhe und die Gesundheit

Der weitaus häufigste Irrtum bezieht sich auf die Standhöhe des Snake-Style. Allgemein denkt man: "Schlangen...leben am Boden = tiefe Stände => Knieprobleme".

Der "Schlangenstil" bezieht sich auf die Bewegungsart und nicht auf die Laufhöhe. Daher entfallen die häufig angebrauchten Bedenken, das der Schlangenstil schlecht für die Knie sei - dies beruht schlicht auf dem Missverständnis "Schlangenstil = Schlangenstand". Durch den Snake-Style erlernt man den Druck vom Knie hinauf in die Hüfte zu nehmen, das Knie in allen Bewegungen seitlich zu stabilisieren, zu entlasten und am Ausbrechen zu hindern wodurch man entspannt in einem Fuß zu verwurzeln kann und den anderen leert. Dies kräftigt mit der Zeit die gesamte Hüftbeugerregion/das Kwa und hilft dem Übenden den Körper von den Füßen bis hinauf zu den Händen zu verbinden und dadurch eine beeindruckende aber entspannte Kraft zu entfalten - entspannte Kraft, keine starrt Strukturkraft.

Der Oberkörper - ein geschmeidiger Rumpf...

Der Oberkörper wird, unterstützt durch entsprechende Vorübungen, in alle Bereiche extrem beweglich und flexibel. Alle Bewegungen werden gleich einer Schlange von dem Wirbelsäulen-Brustkorbkomplex aus gestartet. Durch neigen, beugen, rotieren, komprimieren und expandieren wird die gesamte Muskulatur aktiviert sowie die Durchblutung und der sonstige Flüssigkeitstransport angeregt. Durch die besondere Art der Bewegung stellt sich mit der Zeit automatisch eine Kompressionsatmung ein wodurch die Organe rundum massiert und angeregt werden, und zu einem besseren Stoffwechseltransport befähigt werden. In Kampfsituationen kann man durch diese Art der verbundenen Flexibilität auf kürzestem Raum drehen, wenden, ausweichen oder auch anhaften und vordringen.

Geschwindigkeit im Formlauf - verbundene Snakestyle

Bewegungen Die generelle Regel ist: "Je langsamer desto besser". Wenn die traditionelle Langform (108 Bilder - je nach Zählweise) 15 bis 18 Minuten dauert, ist das schon sehr gut. Diese scheinbar geringe Zeit, verglichen mit den 30 bis 50 Minuten die andere Varianten dieser Form sich Zeit nehmen, beruht auf der unbedingt verbundenen Bewegungsart im Snake-Style. Alle Bewegungen werden verbunden ausgeführt, der Oberkörper ruht nicht, während z.B. ein Schritt gesetzt wird, oder ein Arm gestreckt wird, sondern ist jederzeit in die Bewegung eingebunden. Wenn sich also der Oberkörper im Schritt mitbewegt, und man gleichzeitig darauf achtet das die Hüfte nicht ausbricht und sich das Knie des Standbeins nicht verdreht so hängt die Langsamkeit des Schrittes von der Haltekraft des Kwa ab. Ist diese Haltekraft gut und nicht verkrampft so läuft man die Form in 18+ Minuten, bei geringerer Kraft gerät man außer Balance und muss den Schritt dementsprechend früher absetzen um nicht in den Schritt hinein zu fallen. Da alle Bewegungen grundlegend der gleichen Geschwindigkeit folgen, und nicht künstlich abgebremst werden, sobald man wieder mit beiden Füßen Bodenkontakt hat, kommt am Anfang ein entsprechend schneller Formlauf zu Stande, welcher sich aber mit der Zeit und entsprechendem Training kontinuierlich verlangsamt.